Seelenverträge

Die Vorstellung von Seelenverträgen ist in esoterischen und spirituellen Kreisen verankert. Gemäß dieser faszinierenden Idee schließen Seelen vor ihrer Inkarnation in die materielle Welt Vereinbarungen, um spezifische Erfahrungen zu durchleben, Lektionen zu erlernen oder bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Der Gedanke, dass solche Verträge zwischen Seelen geschlossen werden, um sich auf ihrem gemeinsamen Weg durch das Leben gegenseitig bei der spirituellen Entwicklung zu unterstützen, ist tiefgreifend.

In den folgenden Abschnitten möchte ich meine persönlichen Überlegungen zu diesem Thema teilen. Nach dem Studium mehrerer Bücher und umfassender Recherchen im Internet und auf YouTube betrachte ich die Theorie der Seelenverträge als eine mögliche Flucht vor persönlichem Versagen. Insbesondere dann, wenn eine Beziehung in eine Krise gerät, es zu Konflikten kommt und einer der Partner die Entscheidung zur Trennung trifft. Die Theorie eines Seelenvertrags dient dann oft als Rechtfertigung, indem behauptet wird, dass die Seelen vor ihrer Inkarnation bewusst solche herausfordernden Situationen gewählt haben, um bestimmte Lektionen zu meistern.

In meiner Sichtweise erscheint diese Argumentation beinahe als eine Art Selbstquälerei und Selbstverstümmelung. Die Frage stellt sich, wer sich solch dramatische Szenarien ausdenkt? Statt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und die Beziehung zu reparieren, neigen einige dazu, nach Ausreden zu suchen und auf angebliche Verträge zu verweisen, um das eigene Scheitern zu rechtfertigen. Falls überhaupt Verträge existieren sollten, dann höchstens mit dem Leben selbst. Als Vertragsgegenstand steht dabei, dass jeder von uns irgendwann sterben wird. Dazwischen haben wir jedoch die Freiheit, Entscheidungen zu treffen und unser Leben zu gestalten. Das Leben unterliegt gewissen Spielregeln, einige führen schneller zum Tod, andere weiter weg. Doch letztlich hat jeder von uns die Möglichkeit, diesen Vertrag jederzeit zu beenden und zu sterben. Alles andere wirkt auf mich wie eine Ausrede, um das eigene Scheitern zu kaschieren und die Verantwortung für begangene Fehler zu umgehen.

Ich ermutige dazu, keine Angst vor dem Lernen aus Fehlern zu haben, insbesondere in einer Partnerschaft. Fehler zu verzeihen ist essenziell, denn gerade sie offenbaren die Schwachstellen einer Beziehung, die nach der Reparatur gestärkt hervorgehen kann. Bitte überlasst die Reparatur nicht der Zeit, denn Zeit führt lediglich zu Verwucherungen und nicht zu wirklichen Reparaturen. Je mehr Zeit verstrichen ist, desto schmerzhafter gestaltet sich die Reparatur. Um Reparaturen effektiv voranzubringen, ist es entscheidend, dass beide Partner gemeinsam anpacken und nicht nur einer allein.

Es wird sogar behauptet, dass Seelenverträge existieren können, die einen Partner dazu legitimieren, den anderen über einen langen Zeitraum unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sowie aus anderen Gründen zu misshandeln. Wer solche Verträge als Rechtfertigung heranzieht, sollte wohl besser seine Koffer packen und sich weit, weit entfernen, um dem vermeintlichen Vertragspartner nie wieder zu begegnen.